Leise Entzündungen: Die versteckte Gefahr aus dem Mundraum

Leise, chronische Entzündungen sind für viele Menschen unsichtbare und unbemerkte Begleiter im Alltag. Sie spielen sich oft auf einem mikroskopischen Level ab, verbreiten sich im ganzen Körper und belasten unser Immunsystem. Diese sogenannten „low-grade inflammation“ wirken nicht nur auf einzelne Organe, sondern beeinflussen das gesamte Wohlbefinden und erhöhen das Risiko für schwere Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes und Autoimmunerkrankungen. Im ersten Artikel dieser Serie möchten wir uns einem oft vernachlässigten Bereich zuwenden, der jedoch eine Schlüsselrolle in der Entstehung solcher Entzündungen spielt: dem Mundraum.

Mund und Zähne als Entzündungsherd

Der menschliche Mundraum ist eine hochkomplexe Umgebung mit einer extrem hohen Dichte an Bakterien. Wissenschaftler schätzen, dass etwa 700 verschiedene Bakterienarten die Mundflora eines gesunden Menschen besiedeln. Dies macht den Mund zu einem der mikrobiell reichhaltigsten Areale unseres Körpers. Dabei sind viele dieser Bakterien harmlos oder sogar nützlich, da sie helfen, das Gleichgewicht im Mund zu erhalten. Doch wenn das Gleichgewicht gestört wird, zum Beispiel durch mangelhafte Zahnhygiene oder entzündliche Prozesse, können sich gefährliche Keime vermehren und unbemerkt Entzündungen verursachen.

Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass die Mundhöhle nicht nur den Mundraum betrifft. Entzündungen im Zahnfleisch oder durch Zahninfektionen können sich auf andere Teile des Körpers ausweiten. Zahnerkrankungen wie Karies oder Parodontitis, die zu Zahnfleischentzündungen führen, haben oft Auswirkungen, die weit über den Mund hinausgehen. Diese bakteriellen Entzündungen gelangen in den Blutkreislauf und können an anderen Stellen im Körper schwere Entzündungsreaktionen auslösen.

Der Biss des Menschen: Ein gefährlicher Infektionsherd

Interessanterweise wird der menschliche Biss, in puncto Gefährlichkeit, oft unterschätzt. Während Bisse von Tieren instinktiv als gefährlich angesehen werden, kann der Biss eines Menschen aufgrund der hohen Bakteriendichte im Mundraum und der spezifischen Zusammensetzung der Bakterien tatsächlich eine noch grössere Gefahr darstellen. Das zeigt, dass eine gesunde Mundflora essenziell für ein gesundes Zahlfleisch und für ein gesundes Immunsystem ist.

Die Belastung der Nebennierenachse und des Immunsystems

Ein zentraler Aspekt in der Diskussion um chronische, stille Entzündungen ist die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHNA). Diese Achse reguliert unter anderem die Stressantwort des Körpers und steuert die Produktion von Hormonen wie Cortisol, das eine wichtige Rolle in der Unterdrückung von Entzündungen spielt. Wird das Immunsystem jedoch dauerhaft durch stille Entzündungen überlastet, kann es zu einer Dysregulation der HHNA kommen.

Chronische Entzündungen führen dazu, dass der Körper kontinuierlich im „Alarmzustand“ ist. Dies bedeutet, dass er konstant entzündungshemmende Hormone wie Cortisol ausschüttet, um die Entzündungen zu bekämpfen. Die Folge ist eine Überlastung der Nebennieren, die diese Hormone produzieren, was schliesslich zu einer Erschöpfung der Reserven führen kann. Der Körper wird zunehmend unfähig, Entzündungen wirksam zu unterdrücken, wodurch sich diese ausbreiten und den gesamten Organismus schwächen können.

Die permanente Ausschüttung von Entzündungsstoffen und Stresshormonen beeinträchtigt zudem die Funktionen des Immunsystems. Das führt nicht nur zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen, sondern kann auch langfristig Autoimmunerkrankungen begünstigen. Es ist daher entscheidend, Entzündungsherde im Körper so gering wie möglich zu halten – und das beginnt häufig im Mund.

Zahn- und Mundhygiene: Der Schlüssel zur Prävention

Um die Entzündungsprozesse im Körper zu minimieren, ist eine gute Zahnhygiene von grösster Bedeutung. Diese umfasst tägliches Zähneputzen, die Verwendung von Zahnseide, regelmässige zahnärztliche Kontrollen und professionelle Zahnreinigungen. Doch was genau können wir tun, um die Mundgesundheit optimal zu unterstützen und so unser Immunsystem zu entlasten?

  1. Regelmässiges Zähneputzen: Zwei- bis dreimal tägliches Zähneputzen ist essenziell, um Plaque und Bakterien, die Entzündungen auslösen können, zu entfernen. Dabei ist die Wahl einer fluoridhaltigen Zahnpasta empfehlenswert, da Fluorid den Zahnschmelz stärkt und Karies vorbeugt.
  2. Zahnseide und Interdentalbürsten: Bakterien und Speisereste setzen sich besonders gerne in den Zahnzwischenräumen fest, die beim normalen Zähneputzen oft nicht erreicht werden. Zahnseide und Interdentalbürsten helfen, diese Bereiche gründlicher zu reinigen.
  3. Mundspülungen: Antibakterielle Mundspülungen können zusätzlich dabei helfen, Bakterien zu reduzieren und Entzündungen im Mundraum vorzubeugen. Hier sollten jedoch Produkte ohne aggressive Chemikalien gewählt werden, die das natürliche Gleichgewicht der Mundflora nicht stören.
  4. Regelmässige Zahnarztbesuche: Mindestens einmal im Jahr sollte eine zahnärztliche Kontrolle erfolgen, um frühzeitig Karies, Zahnfleischentzündungen oder andere Probleme zu erkennen und zu behandeln.
  5. Professionelle Zahnreinigung: Eine professionelle Zahnreinigung entfernt hartnäckige Plaque und Zahnstein, die das tägliche Zähneputzen nicht erreichen kann. Auch dies hilft, Entzündungen zu verhindern und die Mundgesundheit zu unterstützen.

Deshalb ist es sinnvoll, der Mundhygiene grosse Aufmerksamkeit zu schenken, um den inneren Entzündungswert so tief wie möglich zu halten, um so chronischen Krankheiten auf natürlichem Wege entgegenzutreten – ohne Medikamente einsetzen zu müssen.

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